Netzwerktreffen
Die Referentin (39 Jahre, verheiratet, zwei Kinder
im Alter von 8 und 7 Jahren) erzählt, dass ihr zum Zeitpunkt des Abiturs
noch unklar war, wohin es beruflich gehen soll. Sie interessierte sich
-typisch Frau- für Sprachen, Geschichte und Kulturen. Sie war sich
allerdings sicher, dass sie einen Beruf ergreifen wollte, in dem sie
viele Auswahlmöglichkeiten für verschiedene Stellen oder Aufgaben haben
wollte. Und sie hatte die Vision, in einem Büro zu arbeiten, schicke
Kleidung zu tragen. Deshalb entschied sie sich für ein Studium von Jura
und Sprachen an der Universität Passau. Im Hauptstudium 1997 wechselte
sie nach Hamburg. Ihr Referendariat suchte sie danach aus, was ihr Spaß
machen würde. Nämlich nicht allein in einer Kanzlei als Anwältin oder
Richterin, sondern stattdessen eingebunden in einem Team, im Austausch
mit anderen. Also in einem größeren Unternehmen. Das würde ihr die
Möglichkeit geben, öfters einmal neue Themen zu bearbeiten, statt
ständig Akten zu wälzen.
Nach dem Referendariat erfolgte die
Übernahme bei Euler Hermes als Inhouse Lawyer. Diese Postion kam ihr
insofern zugute, als dass sie rasch ein gutes Netzwerk aufbauen konnte,
die Entscheider im Unternehmen kennen lernte. Das Arbeiten mit allen
Hierarchiestufen hat ihr ermöglicht, sich gut auf andere Menschen
einstellen zu können. Schnell kam der Wunsch auf, sich für andere
einzusetzen, Führungskraft zu werden. Selbstverständlich war für sie,
auch darüber zu sprechen. Mit der eigenen Führungskraft, in anderen
Bereichen und Aufgabenfeldern. So hat sie auch halb im Scherz ihrem
eigenen Chef gesagt, dass sie eigentlich gern seinen Job hätte!
Wenn Sie etwas wollen, reden Sie darüber! Niemand sieht es Ihnen an!
Nachdem
Dina Koy nach der Geburt ihrer ersten Tochter wieder mit 80% zurück in
den Job kehrte, wurde ihr recht schnell klar, dass sie das nie wieder
tun würde. Nur 80% Gehalt bei 100% gebrachter Leistung war ihr zu
wenig. Besonders die Kommentare von Kollegen haben sie verärgert. Sie
wurde mehrfach gefragt, wie sie es übers Herz bringen könnte, ihr Kind
tagsüber weg zu geben. Ihr Mann wurde das nie gefragt.
Kann ich? Will ich? Darf ich?
Doch
Frauen sollten selbst darüber entscheiden, was sie sich und ihrem Kind
zumuten wollen und können. Deshalb ging sie auch gleich nach der Geburt
ihrer zweiten Tochter in Vollzeit wieder zurück in den Job. Man hatte
ihr noch am Wochenbett einen neuen Job angeboten - eine Führunsposition
im Unternehmen. Zur Entlastung leistete sich die Familie eine Kinderfau.
Dazu ist es aber auch wichtig, den eigenen Anspruch loszulassen und
Aufgaben abgeben zu können. Und Dina Koy kommunizert klar mit den
jeweiligen Chefs, was sie leisten kann- auch zeitlich. Stattdessen
arbeitet sie bei Bedarf lieber abends einmal zu Hause weiter.
Die
verschiedenen Vorgesetzten, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit erleben
durfte, haben ihr insofern genutzt, als dass sie ihr Netzwerk erweitert
und viele verschiedene Arbeitsweisen aufgezeigt haben.
Einer dieser
Vorgesetzten bot ihr seinen eigenen Job an. Doch Head of Division Claims
war eigentlich nicht ihr Traumjob. Doch man rät ihr, den Job
anzunehmen, um mehr operative Erfahrung zu gewinnen. Also nimmt sie das
Angebot an. Diese Position hat ihr aufgrund der Strukturen im Team
zusätzliche Führungskompetenz eingebracht. Sie lernt, sich neu zu
positionieren, zu delegieren, ihr Vertrauen zu portionieren.
Doch
schon bald wird ihr klar, sie sollte gehen, wenn es am schönsten ist!
Dies ist ein reiner Management-Job. Sie vermisst neue Aufgaben und
Herausforderungen, die Juristerei. So bewirbt sie sich noch vor der
offiziellen Ausschreibung persönlich auf ihren Traumjob im Unternehmen
als Head of Division Legal & Compliance. Dort wird ihr ein breites
Aufgabenfeld geboten und ein kleines, hoch motiviertes Team.
Rückendeckung findet sie bei ihrem Mann, der sagt:
Du gibst dein Bestes. Und wenn das jemandem nicht gefällt, suchst du dir halt was anderes!“
Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung kann Dina Koy anderen Frauen mit auf den Weg geben:
Im Jahr 2010 gründeten acht weibliche Fach- und Führungskräfte der Euler Hermes Deutschland AG in Hamburg das „Euler-Hermes-Women‘s-Network“. Es soll Frauen helfen, Karrierehemmnisse abzubauen. So ist es u.a. wichtig, in den Pausen nicht immer mit den liebsten Kollegen essen zu gehen sondern fragen Sie sich, wer Ihnen etwas nützt.
Die Diskussion um die Quote für Frauen hat die
Zustimmung für das Netzwerk durch den Vorstand begünstigt. Themen sind:
Familie & Beruf (Erwartungen an den Partner stellen), Mentoring,
Workshops (sichtbarer werden), Netzwerke und eine
„Childcare“-Arbeitsgruppe. Diese Arbeitsgruppe hat zum Beispiel ein
Eltern-Kind-Büro eingerichtet für den Fall, dass einmal die
Kinderbetreuung wegbrechen sollte.
Einmal monatlich findet ein Lunch
statt, bei dem eine Kollegin einen Impulsvortrag zu fachlichen Themen
hält. Und Mitarbeiterinnnen wird u.a. Shadowing angeboten: so können sie
für einen ganzen Arbeitstag einen der Vorstände begleiten.
Es geht darum, den Frauen zu zeigen, dass auch mit Führung ein Privatleben möglich ist. Und sie zu ermutigen, weniger zögerlich bei einem Angebot von Führung zu sein!
Auf die Frage, warum das Netzwerk so erfolgreich sei, antwortet Diana Koy lächelnd:
Es klappt nur so gut, weil wir es auch wirklich wollen und weil wir daran glauben!