11.09.2013

Mixed Leadership

Netzwerktreffen

Die Referentin (39 Jahre, verheiratet, zwei Kinder im Alter von 8 und 7 Jahren) erzählt, dass ihr zum Zeitpunkt des Abiturs noch unklar war, wohin es beruflich gehen soll. Sie interessierte sich -typisch Frau- für Sprachen, Geschichte und Kulturen. Sie war sich allerdings sicher, dass sie einen Beruf ergreifen wollte, in dem sie viele Auswahlmöglichkeiten für verschiedene Stellen oder Aufgaben haben wollte. Und sie hatte die Vision, in einem Büro zu arbeiten, schicke Kleidung zu tragen. Deshalb entschied sie sich für ein Studium von Jura und Sprachen an der Universität Passau. Im Hauptstudium 1997 wechselte sie nach Hamburg. Ihr Referendariat suchte sie danach aus, was ihr Spaß machen würde. Nämlich nicht allein in einer Kanzlei als Anwältin oder Richterin, sondern stattdessen eingebunden in einem Team, im Austausch mit anderen. Also in einem größeren Unternehmen. Das würde ihr die Möglichkeit geben, öfters einmal neue Themen zu bearbeiten, statt ständig Akten zu wälzen.
Nach dem Referendariat erfolgte die Übernahme bei Euler Hermes als Inhouse Lawyer. Diese Postion kam ihr insofern zugute, als dass sie rasch ein gutes Netzwerk aufbauen konnte, die Entscheider im Unternehmen kennen lernte. Das Arbeiten mit allen Hierarchiestufen hat ihr ermöglicht, sich gut auf andere Menschen einstellen zu können. Schnell kam der Wunsch auf, sich für andere einzusetzen, Führungskraft zu werden. Selbstverständlich war für sie, auch darüber zu sprechen. Mit der eigenen Führungskraft, in anderen Bereichen und Aufgabenfeldern. So hat sie auch halb im Scherz ihrem eigenen Chef gesagt, dass sie eigentlich gern seinen Job hätte!

Wenn Sie etwas wollen, reden Sie darüber! Niemand sieht es Ihnen an!

Nachdem Dina Koy nach der Geburt ihrer ersten Tochter wieder mit 80% zurück in den Job kehrte, wurde ihr recht schnell klar, dass sie das nie wieder tun würde. Nur 80% Gehalt bei 100% gebrachter Leistung war ihr zu wenig.  Besonders die Kommentare von Kollegen haben sie verärgert. Sie wurde mehrfach gefragt, wie sie es übers Herz bringen könnte, ihr Kind tagsüber weg zu geben. Ihr Mann wurde das nie gefragt.

Kann ich? Will ich? Darf ich?

Doch Frauen sollten selbst darüber entscheiden, was sie sich und ihrem Kind zumuten wollen und können. Deshalb ging sie auch gleich nach der Geburt ihrer zweiten Tochter in Vollzeit wieder zurück in den Job. Man hatte ihr noch am Wochenbett einen neuen Job angeboten - eine Führunsposition im Unternehmen. Zur Entlastung leistete sich die Familie eine Kinderfau. Dazu ist es aber auch wichtig, den eigenen Anspruch loszulassen und Aufgaben abgeben zu können. Und Dina Koy kommunizert klar mit den jeweiligen Chefs, was sie leisten kann- auch zeitlich. Stattdessen arbeitet sie bei Bedarf lieber abends einmal zu Hause weiter.
Die verschiedenen Vorgesetzten, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit erleben durfte, haben ihr insofern genutzt, als dass sie ihr Netzwerk erweitert und viele verschiedene Arbeitsweisen aufgezeigt haben.
Einer dieser Vorgesetzten bot ihr seinen eigenen Job an. Doch Head of Division Claims war eigentlich nicht ihr Traumjob. Doch man rät ihr, den Job anzunehmen, um mehr operative Erfahrung zu gewinnen. Also nimmt sie das Angebot an. Diese Position hat ihr aufgrund der Strukturen im Team zusätzliche Führungskompetenz eingebracht. Sie lernt, sich neu zu positionieren, zu delegieren, ihr Vertrauen zu portionieren.
Doch schon bald wird ihr klar, sie sollte gehen, wenn es am schönsten ist! Dies ist ein reiner Management-Job. Sie vermisst neue Aufgaben und Herausforderungen, die Juristerei. So bewirbt sie sich noch vor der offiziellen Ausschreibung persönlich auf ihren Traumjob im Unternehmen als Head of Division Legal & Compliance. Dort wird ihr ein breites Aufgabenfeld geboten und ein kleines, hoch motiviertes Team. Rückendeckung findet sie bei ihrem Mann, der sagt:

Du gibst dein Bestes. Und wenn das jemandem nicht gefällt, suchst du dir halt was anderes!“

Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung kann Dina Koy anderen Frauen mit auf den Weg geben:

  • Fragen Sie sich: Was will ich eigentlich?
  • Das Nachdenken darüber, ob man das auch kann, nützt dabei nicht viel.
  • Nicht der beste Sachbearbeiter kann am besten führen, sondern ein Unwissender ist gezwungen, zu delegieren und sich auf andere zu verlassen!
  • Suchen Sie sich einen Mentor im eigenen Unternehmen. Wer kann Sie fördern und nimmt sich Zeit für Sie?
  • Machen Sie sich Ihre Macht in Führung bewusst und setzen Sie diese im Bedarfsfall auch ein!

Im Jahr 2010 gründeten acht weibliche Fach- und Führungskräfte der Euler Hermes Deutschland AG in Hamburg dasEuler-Hermes-Women‘s-Network“. Es soll Frauen helfen, Karrierehemmnisse abzubauen. So ist es u.a. wichtig, in den Pausen nicht immer mit den liebsten Kollegen essen zu gehen sondern fragen Sie sich, wer Ihnen etwas nützt.

Die Diskussion um die Quote für Frauen hat die Zustimmung für das Netzwerk durch den Vorstand begünstigt. Themen sind: Familie & Beruf (Erwartungen an den Partner stellen), Mentoring, Workshops (sichtbarer werden), Netzwerke und eine „Childcare“-Arbeitsgruppe. Diese Arbeitsgruppe hat zum Beispiel ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet für den Fall, dass einmal die Kinderbetreuung wegbrechen sollte.
Einmal monatlich findet ein Lunch statt, bei dem eine Kollegin einen Impulsvortrag zu fachlichen Themen hält. Und Mitarbeiterinnnen wird u.a. Shadowing angeboten: so können sie für einen ganzen Arbeitstag einen der Vorstände begleiten.

Es geht darum, den Frauen zu zeigen, dass auch mit Führung ein Privatleben möglich ist. Und sie zu ermutigen, weniger zögerlich bei einem Angebot von Führung zu sein!

Auf die Frage, warum das Netzwerk so erfolgreich sei, antwortet Diana Koy lächelnd:

Es klappt nur so gut, weil wir es auch wirklich wollen und weil wir daran glauben!

 

wurde gefördert durch:

    

 

 

 

Sozialpartner:

 

Projektträger

KWB e. V.